BRACHMANN #mbfwb

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Wenn ihr alltäglichen Dingen entgegensteht, Tag für Tag dasselbe seht und Nacht für Nacht dasselbe träumt, so wird euer inneres Ich rebellieren. Überworfen werden all die Konstrukte, denn wo es Zerstörung gibt, entsteht immer etwas Neues. Mit Inspirationen aus Martin Cronenberg-Filmen entstand bei Jennifer Brachmanns neuer Kollektion ein weiterer Umbruch des Mannes von heute. Mit künstlerisch festem Griff komponiert sie altbewährte klassische Schnitte mit neu konstruierten Flächen, Ebenen und Räumen. Der BrachMann ist innovativ, kultiviert und selbstbewusst, stilbewusst trägt er seine Mode mit Stolz. Klare Linien definieren das Gerüst, fernab von gängigen Farben der Saison zeigen sich Schokoladentöne, Grau, dunkles und helles Blau. Man merkt: Jennifer Brachmann ist eine Frau, die weiß was sie will und was sie eben nicht will. Mit tieferem Eindringen in Brachmanns Kollektion, entfalten sich dem Betrachter die Leinen-, Baumwoll- und Seidenstoffe. Auf den männlichem Körper fokussiert, definieren sie ihn, schmiegen sich eng um seine Taille und verlieren sich in den weiten Hosenbeinen und Mänteln.

Als ehemalige Architektur-Studentin und Bauhaus Enthusiastin, transzendiert Brachmann in detailverliebter Art und Weise ihre zweite Passion. Es scheint gar so, als zerlege sie die Kleider, um sie dann in ihrer puristischen Sprache neu zu definieren. Im Angesicht des Facettenreichtums der Mode und der unentwegten Trends, finden wir in Brachmanns ausgezeichneter Kollektion Ruhe, sie lässt uns Zeit, Zeit zum Observieren und zum Verlieben.brachmannkoll1In einem Interview mit Jennifer Brachmann sprachen wir abseits von dem fleißigen Treiben der Modewoche über die jungen Kreativen und die Zukunft von Berlin:

://CC: Allen Ursprungs ist immer eine Idee. Was würdest du jungen Kreativen raten, die in ihrer Anfangszeit stehen? Die wie du, früher, vor der Gründung eines eigenen Labels stehen.

BRACHMANN: Es war gar nicht so als dass ich schon immer ein Label gründen wollte. Nach meinem Studium stand ich vor der Frage: Ich mag meinen Beruf, ich mag Modedesign – was möchte ich machen? Was sind die Alternativen? Es gibt die Möglichkeit, für eine Firma freelance zu arbeiten oder ein eigenes Label zu gründen. Ich empfinde Arbeitszeit als Lebenszeit und wollte immer etwas machen was mich erfüllt. Mein Architekturstudium war toll, das abschließende Praktikum führte mir jedoch die oft sehr einseitigen Optionen eines Architekten vor. Mode hat sehr viel mit Gestaltung zu tun, sie gibt mir die Möglichkeit alles durch meine Hand fließen zu lassen um so eine eigene Kollektion zu entwickeln mit eigenem Engagement. Sie ist im Gegensatz zur Architektur greifbarer, schneller.

://CC: Das Schnelle in der Mode kann sein positives, aber auch sein negatives haben. Genauso schnell wie dir in dieser Industrie Einlass geboten wird, kannst du auch vom Platz verwiesen werden. Wie bewältigst du diese Hürden, warst du jemals an dem Punkt alles links liegen zu lassen und zu gehen?

BRACHMANN: Es gibt Punkte während der Kollektion, in denen man oft zweifelst – ist das gut genug? Habe ich das überhaupt alles im Griff?

Das ist glaube ich aber alles normal, weil diese Thematik eine hohe Komplexität aufweist. Vor allem als junges Label ist man in vielen Dingen immens involviert, macht quasi alles selbst. Ich weiß aber auch aus Erfahrungen, dass es immer wieder einen Punkt geben wird an dem man weiß: Ja, es hat sich alles gelohnt, es ist richtig weiter zu machen und nicht das Handtuch zu werfen!

://CC: Ist das denn für dich ein No Go? Das Handtuch zu werfen?

BRACHMANN: Das hängt immer von der Situation ab. Bisher war ich zum Glück noch nicht in der Situation zu sagen hier geht’s nicht weiter. Es entwickelt sich alles weiterhin positiv, also gibt es keinen Grund, diesem ein Ende zu setzen. Natürlich kann man nicht ausschließen, dass das irgendwann der Fall sein sollte. Was ich natürlich nicht hoffe. Sich in einer Branche zu etablieren erfordert viel Disziplin und Arbeit, dessen bin ich mir bewusst, aber solange man passioniert für etwas ist, geht man auch durch die dunkelsten Wege.

://CC: Es findet gerade ein Umbruch in der Berliner Mode-Industrie statt. Berlin wird oft belächelt. Meiner Meinung nach liegt es nicht an den Designern, sondern an dem Produkt, was die Medien daraus geschaffen habe. Wie ist dein Bezug zur Berliner Fashion Week? Was würdest du anders machen?

BRACHMANN: Ich finde es sehr schade, dass es eine Tendenz ins negative Image gibt. Es ist den Designern gegenüber nicht fair. Berlin bietet im Vergleich zu London und Paris überhaupt die Möglichkeit als junger Designer präsentieren zu können. Paris, London und Mailand erreichen ganz andere Dimensionen im Vergleich zu Berlin. Deswegen schätze ich die Berliner Fashion Week sehr. Ich denke es gibt viele Ursachen, weswegen wir uns schon mit einigen Designer und PR-Agenturen zusammengeschlossen haben, um diesen Problemen auf den Grund zu kommen. Denn dieses Problem ist viel tiefgreifender als viele denken. Die Fashion Week ist zu einem großen Schaulauf der Promis mutiert. Der eigentliche Sinn scheint sich immer mehr im Hintergrund zu bewegen. Das negative Image beeinflusst bestimmte Zeitschriften überhaupt, noch nach Berlin zu kommen, sie kommen nicht wegen einer der Shows, sondern sehen es als Gesamtevent, weshalb das große Gesamte in allem verwurzelt ist.

://CC: Der Hype über die Fashion Week kam ja gleich auf mit dem der Berliner Stadt an sich. Auch ein Aspekt, der den Imagewandel beeinflusst hat, oder wie denkst du darüber?

BRACHMANN: Ja das stimmt, die Stadt wurde oft allein auf die Partys reduziert. Das ist ein weiteres Problem mit dem wir Designer zu kämpfen haben. Die Fashion Week wird nicht bei allen als eigentliche Business Veranstaltung gesehen, sondern als reine Plattform zur Selbstdarstellung. Und das ist eigentlich schade.

://CC: Da gebe ich dir recht, es wird oft vergessen, wie viel Arbeit hinter den scheinbar einfachsten Dingen steckt. Soviel investierte Energie und Kraft sollte nie als „Szene-Event“ enden.

BRACHMANN: Genau! Die Arbeit der Designer und die Designer selbst sollten im Fokus stehen. Nicht das drum herum.

://CC: Hoffen wir das Beste!   brachmann1

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